Hintergrund:
filter MediaManagement Berlin ist seit 2001 mit der professionellen Postproduktion unterschiedlichster filmischer Formate etabliert und legt seit 2006 den Schwerpunkt auf Multikamera-Produktionen.
filter Media GmbH&Co. KG mit Sitz in Salzburg/Österreich wurde 2014 gegründet. Basierend auf und in enger Zusammenarbeit mit filter MediaManagement Berlin ist Jochen Hermann die treibende Kraft für qualitativ hochwertige Bearbeitung von Multikamera-Aufzeichnungen von Konzert-, Oper- und Ballett- Produktionen, dokumentarischen, szenischen und episodischen Formaten, Video-Clips, Werbung und edukativen Programmen.
An den hauseigenen Schnittplätzen in Berlin und Salzburg montiert, in den Salzburger Studios farbkorrigiert, getitelt und für die weltweiten Vertrieb in verschiedensten Formaten gemastert, ausgeliefert und auf Wunsch nonlinear gespeichert finden von uns postproduzierte Programme weltweit Zuschauer.
Aufgrund unserer langjährigen Erfahrung wird filter Media und Jochen Hermann schon vor dem eigentlichen Produktionsbeginn als Postproduction Supervisor zur Optimierung eingebunden.
Unser Wissen und unsere Verbindungen bringen wir auch als Consultants für Multikamera-Setups, Processing, Color Management und data-flow Strategien seit Jahren erfolgreich in bestehende oder neu aufzubauende Produktionsstätten und etablierte Unternehmen ein.
Herausforderung:
Übertragungswagen-gestützte Multi-Kamera-Produktionen, die vor allem in der Postproduktion zuvorderst den Anspruch der beteiligten Künstler abbilden müssen, erfordern ein zuverlässiges, integratives und vor allem schnelles Datenmanagement vom Ü-Wagen in die Postproduktion.
Die Standzeit eines Ü-Wagens für die der eigentlichen (Live-)Produktion nachrangigen Kopiervorgänge ist ein selten bedachter und kalkulierter Kostenfaktor.
Bedingt durch die verschiedenen Auswertungszeiten und -wege sehen wir bei einer „klassischen“ Produktion uns einer großen Datenmenge gegenüber, im Anwendungsbeispiel „Berliner Philharmoniker: Waldbühne Berlin 2024“ zeichnete der Ü-Wagen insgesamt 11 Kameras in jeweils HDi25 und UHDp50 auf, der PGM-Bildschnitt (auch für die Live-Ausstrahlung) erfolgte in HDi25. In UHDp50 wurden die 11 ISOs in X- AVCi500 auf vom HD getrennte EVS XT3 aufgezeichnet.
Data-flow technisch gilt es ab der real-time-Aufzeichnung einen möglichst gleichzeitigen „real-time“ Output auf hochperformante, externe Systeme im jeweilig angeforderten Codec/Container zu realisieren. Am EVS-System selber gibt es, je nach Ü-Wagen, definierte Übergabepunkte. Über diese Schnittstellen sind alle Daten auf transportable Medien zu transkodieren: entweder über USB 3.0 oder den 10GbE-Anschluss der einzelnen EVS-Maschinen.
Im Idealfall können die verfügbaren USB 3.0 Schnittstellen mit qua durch die Schnittstellen- Geschwindigkeit limitierten, externen Speichermedien bestückt werden; jedoch ist sequentielles Schreiben von Multiple Sources-Daten auf Single Destination (external HDD/SSD) immer aber nicht nur durch den maximalen Durchsatz der Schnittstelle, sondern auch durch die Kombination der Quellen limitiert.
Verschiedene Recording-Quellen (HD- und UHD-Aufzeichnung) verlängern die Dauer Schreibvorgangs; zudem ist die Anzahl der USB 3.0-Schnittstellen limitiert (drei pro XFile).
Eine grundlegende Herausforderung ist also die optimale Verteilung der verfügbaren Bandbreiten der Source(s) auf die verfügbaren Anschlüsse und auf die idealerweise hochperformanten Speichersysteme.
Lösung:
Das für Test breitgestellte QNAP TBS-h574TX wurde mit fünf NVMe-SSD à 4TB bestückt, der Netto-Speicher nach Einrichtung des QNAP-Systems QuTS hero lag bei ca. 14,5 TB. Im Fortschritt der Produktion und der pre-production-seitig nicht genau schätzbaren Datenmenge wurde die Entscheidung getroffen, das QNAP TBS-h574TX exklusiv für die HD-Aufzeichnung einzusetzen. Dazu wurde der 10GbE RJ45-Anschluß genutzt und mit dem Ü-Wagen Netzwerk der EVS HD-Aufzeichnung verbunden.
Die externe Kopie des parallel angefallenen UHDp50-Materials wurde in diesem Fall nur wegen der nicht kalkulierbaren Menge auf ein anderes System in einem anderen 10GbE-Netzwerk (hier: LWL) vorgenommen.
Sämtliche HDi25-Kanäle der aufzeichnenden EVS-Maschinen wurden nahezu in Echtzeit auf das TBS- h574TX geschrieben – eine Geschwindigkeit, die wir in einem HD-Kanalzug selbst bei schnellstem Speicher über USB 3.0 bisher nie realisieren konnten: in der Regel ergibt sich über den klassischen Weg eine erweiterte Standzeit des Ü-Wagens von 1-2, manchmal auch drei Stunden.
Leider konnten wir aus kapazitäts- und damit einhergehend datensicherheits-technischen Gründen den direkten Weg UHD->QNAP nicht realisieren.
Ergebnis:
Das QNAP TBS-h574TX ist ein hervorragendes Gerät, wenn die Einsatzpunkte klar definiert sind: ein kleiner, sehr gut transportabler Formfaktor mit entsprechender Speicherausstattung gemäß QNAP-Freigaben bedeutet gerade in einer Ü-Wagen-Umgebung einen sehr geringen Stellplatzbedarf im Vergleich zu mehreren USB 3.0 Geräten bei maximaler Anschlussanzahl-Auslastung.
Die Geschwindigkeiten der vorhandenen Anschlüsse sind nahezu Protokoll entsprechend und zeigen in unseren Messungen wenig overhead.
Ein Verlust der Brutto-Gesamtspeicherkapazität durch QNAP Hero ist zu erwarten und sollte vor Einsatz in der jeweiligen Konfiguration geprüft und in das verfügbare netto bestimmt werden.
Der eingebaut Ethernet-Port 10GbE als RJ45 kann in einer Ü-Wagen-Umgebung zu Anschluss-Problemen führen, meist wird hier LWL eingesetzt. Eine SFP+-Erweiterung und damit den Anforderungen entsprechend wählbaren SFPs wäre wünschenswert.
Auch Post-Recording ist der TBS-h574TX einer Vielzahl an USB 3.0-Speichern in unserer Arbeitsumgebung mit einem großen Zielspeicher vorzuziehen: da nicht vom QNAP direkt geschnitten wird, wurden die Daten in der Postproduktion erneut kopiert. Der 10GbE-Anschluss bzw. in unserer Apple-Mac Umgebung der Thunderbolt-Anschluss erweisen sich als wesentlich unkomplizierter und vor allem schneller als der Datentransfer von mehreren USB 3.0-Speichern auf ein Speicherziel.
Zu beachten ist: der Anschluss der Stromversorgung am externen Netzteil, im Falle des QNAP TBS-h574TX wird ein IEC-60320 C5/C6 , „Kleeblatt“ verwendet. Damit muss immer sichergestellt sein, dass dieses Kabel mitgeführt und am Einsatzort vorhanden ist und einen SchuKo-Steckplatz erfordert – im Gegensatz zu einer Lösung am Netzteil gemäß IEC-60320 C13/ und z.B. einer Stromleiste im ZGR gemäß IEC-60320 C14.
Epilog:
filter Media GmbH&Co. KG hat vom Einkauf des TBS-h574TX abgesehen und setzt derzeit ein entsprechend mit 10GbE LWL+RJ45 erweitertes TVS-h874T mit IEC-60320 C13 intern für den beschriebenen Einsatzbereich ein.
Wir möchten uns Ausdrücklich bei QNAP und bei mbr Medientechnik e.K. für die Bereitstellung und Konfiguration des Testgeräts bedanken!
Jochen Hermann